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Aufarbeitung weiterhin großes Anliegen: Schalke 04 und seine Nazi-Vergangenheit

Veltins Arena
Foto: imago images

Der FC Schalke 04 war das Maß aller Dinge im deutschen Fußballer der 1930er und frühen 1940er Jahre, der Zeit des Dritten Reichs. Dass damals auch Handelnde des Revierclubs mit den Nazis kooperierten oder gar aus eigener Initiative aktiv im Sinne der politischen Führung wurden, ist schon länger bekannt.


Mit einem individuellen Schicksal in dieser Zeit beschäftigt sich nun ausführlich ein Angehöriger eines im KZ Ermordeten, welcher zuvor Spieler des FC Schalke 04 gewesen war. Der Club unterstützt Alfred Brechner bei der Spurensuche des deportierten Ernst Alexander, der sein Onkel war. Dass er überhaupt diesen Onkel hatte, wusste der 68-jährige Brechner lange Zeit nicht, da seine überlebende Mutter nie etwas von den zwei Brüdern erwähnte, die sie durch den Holocaust verlor.

Erst durch die Wahrnehmung eines entsprechenden Stolpersteins in Gelsenkirchen, der sowohl ihren als auch die Namen ihrer Brüder trug, wurde Brechner darauf aufmerksam. Diese Stolpersteine werden seit 1996 vom Künstler Gunter Demnig in Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus an den ehemaligen Wohnorten der Ermordeten verlegt. Brechners Mutter Johanna kam mit dem Leben davon, vergrub den Verlust ihrer zwei Brüder aber offenbar tief in ihrem Inneren.

Fans von Schalke 04 würdigen Ernst Kuzorra.
Photo by Lars Baron/Bongarts/Getty Images

S04 ließ als erster Club eigene Rolle im Dritten Reich untersuchen

Da Brechner bei seinen Nachforschungen rasch darauf stieß, dass Ernst Alexander ein talentierter Fußballer und in der Jugend des FC Schalke 04 aktiv war, suchte er auch Kontakt zu S04. Diesen erhielt er in Person von Thomas Spiegel. Gemeinsam fanden sie heraus, dass Ernst Alexander nach der Deportation seines Vaters ins KZ Sachsenhausen und dem Suizid seiner Mutter in die Niederlande flüchtete. Dort spielte er offenbar weiterhin Fußball, wie einem Artikel einer Rotterdamer Zeitung zu entnehmen ist. Doch als die Nazis die Niederlande besetzen, wird auch er – wie sein Bruder – im KZ ermordet.

Brechner lobt die Zusammenarbeit mit Schalke 04, wo er mit seinem Anliegen auf offene Ohren traf. Schließlich war Schalke 04 der erste deutsche Club, der ein externes Gutachten zu seiner Rolle im Dritten Reich in Auftrag gab – und die bitteren Erkenntnisse daraus auch öffentlich machte.

Seitdem wird an die damals ausgestoßenen, häufig gewaltsam ausgelöschten Schalkerinnen und Schalker auf der Tausend-Freunde-Mauer erinnert. 2020 benannte der FC Schalke 04 einen der Wege rund ums Stadion nach dem Onkel von Alfred Brechner, den „Ernst-Alexander-Weg“. Er ist einer von dreizehn Opfern der Nationalsozialisten, deren weiteres Schicksal nach dem Ausschluss aus dem FC Schalke rekonstruiert werden konnte und mit einer Gedenktafel geehrt werden. Brechner bedeutet das große Engagement des FC Schalke bei diesem Thema sehr viel. Das alles sei für ihn „ein Stück Heimat“ und gleichzeitig Aufruf an alle, für Demokratie und Menschenrechte zu kämpfen.