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Zu Besuch bei „Trompeten-Willy“ im Ruhestand auf dem Campingplatz

Nordkurve Veltins-Arena FC Schalke 04
Foto: Getty Images

Jahrzehntelang gehörte es auf Schalke dazu, dass „Trompeten-Willy“ mit seinem Instrument den Schlachtruf „Attacke!“ mit langgedehnten Tönen einleitete. Seit Sommer 2022 hat Willy Plenker diese Rolle aufgegeben, lebt nun auf einem Campingplatz in Lippetal, 70 km östlich der Veltins-Arena. Der Westfälische Anzeiger hat ihn besucht.


Geboren ist Willy Plenker in Meerbusch, im Linksrheinischen ganz nah bei Düsseldorf. Zur Institution wurde er trotzdem beim FC Schalke 04, dessen Fan er wegen seines „Gerechtigkeitssinns“ wurde, wie er der Zeitung erzählt. Als Achtjähriger wurde er Zeuge, wie ein Junge von anderen bedrängt wurde, weil er anders als diese Schalke-Fan war. Plenker mischte sich ein und bezog Partei für den Jungen und seitdem auch für S04.

Dort wurde er rasch zum Kult, als er ab 1982 mit seiner Trompete auf den Stehrängen des Parkstadions seine Melodien blies, die auch als Orientierung für die Tausenden anderer Fans und ihre Schlachtrufe dienten. Ganz andere, rauere Zeiten war das in jener Zeit in den Profifußballstadien, wo Willy Plenker aber seine Heimat fand. Dabei kaufte er seiner erste Dauerkarte erst im Jahr 1992. Auch das war früher anders. Eine Dauerkarte war schlicht nicht nötig, weil das Stadion nur seltenst ausverkauft war. Nach einer beruflich bedingten Pause von 1982 bis 1992 vom Trompetespielen im Stadion übernahm er ab diesem Jahr wieder – und blieb 30 Jahre lang als „Trompeten-Willy“ aktiv. Rudi Assauer ernannte ihn gar zum „offiziellen Trompeter“ von Schalke 04.

Rudi Assauer, Manager von Schalke 04.
Photo by Jana Lange/Bongarts/Getty Images

Rudi Assauer ernennt Plenker zum „offiziellen Trompeter“ von Schalke 04

Als ihn vor wenigen Jahren ein Schlaganfall ereilte, entschloss Willy-Plenker sich, als Vortrompeter aufzuhören. Er zog mit seiner Partnerin als Dauercamper auf den Campingplatz Uentrop, in Sichtweite der Kühltürme des dortigen Kraftwerks, aber auch unmittelbar an der Lippe gelegen.

Einen offiziellen Abschied wollte ihm der Club erst verwehren. Fotos von ihm mit dem Gelsenkirchener AfD-Chef im Wahlkampf waren aufgetaucht, zudem trägt er Tätowierungen mit Symbolen, die auch schwedische Nazis nutzen. Wenn er, wie häufiger zuletzt, in TV-Dokus auftauche, müsse er diese stets verdecken. Eine Petition der Schalker Fans sorgte dann dafür, dass er doch noch einen letzten Auftritt in der Veltins-Arena begehen konnte – allerdings anderthalb Stunden vor dem Anstoß, wenn das Stadion noch halbleer ist. Demnächst wolle er bei der Zentrumspartei aktiv werden, gibt er dem Westfälischen Anzeiger gegenüber an und kann sich einen weiteren Auftritt im Stadion nur bei einem besonderen Anlass noch einmal vorstellen. Vielleicht ja bei einem neuerlichen Aufstieg, so er denn demnächst gelingt.