SZ: Baumann im Prinzip eine gute Wahl – doch Schalke schafft viele

Kommentare zur Verpflichtung von Frank Baumann als neuem Sportvorstand des FC Schalke 04 gab es einige in den letzten Tagen. Aufmerksam verfolgen sollte man dabei stets die Einschätzung des S04-Fachmanns der Süddeutschen Zeitung, Philipp Selldorf. Dieser äußert sich im Prinzip positiv zu dieser Personalauswahl, mahnt aber, dass die Umstände auf Schalke schwierige bleiben.
„Auf Schlingerkurs“ befinde sich Schalke 04 nämlich aktuell, titelt Selldorf. Diesen zu begradigen und in Richtung Fußball-Oberhaus zu korrigieren, dafür könne Frank Baumann durchaus der richtige Mann sein – so viel Erstaunen seine Verpflichtung auch hervorgerufen haben mag.
Auf Frank Baumann als neuem sportlichen Chef von S04 wären wohl die wenigsten gekommen, die in den letzten Monaten spekuliert hatten, wer diese Vakanz nun füllen werde. Dass Baumanns Name dabei keine Rolle spielte, sei ein Verdienst der momentanen Führung von Schalke 04. Ein Umstand, den es in vielen Jahren der Vergangenheit so nicht gegeben hätte.
Der gebürtige Franke sei „aus Überzeugung unauffällig“, weshalb die Überraschung über diese Wahl groß war – bezüglich beider Parteien. Dass Baumann sich dazu entschließe, dem „Gelsenkirchener Tingeltangelbetrieb“, wie Selldorf den FC Schalke 04 nennt, beitritt, war ebenso wenig zu erwarten gewesen, wie dass Schalke sich für einen so offensichtlich wesensfremden Sportvorstand entscheidet.

Sportvorstände haben auf Schalke geringe Halbwertszeit
Zuzutrauen wäre es Frank Baumann tatsächlich, den FC Schalke 04 wieder nach oben zu führen. Doch genau auf seiner Position habe sich seit Horst Heldt niemand mehr länger halten können. Die SZ zählt Heldts Nachfolger auf: Jochen Schneider, Michael Reschke, Rouven Schröder, Peter Knäbel, André Hechelmann, Marc Wilmots. Bei allen wisse letztlich niemand, ob sie am Verein S04 oder der Verein an ihnen gescheitert sei. Einzig im Falle von Christian Heidel sei relativ eindeutig, dass dieser bei seiner Transferpolitik völlig daneben gelegen hatte.
Mag Baumann auch die generellen Fähigkeiten für den Weg zurück in die Erfolgsspur mitbringen. Die Umstände auf Schalke sind derzeit noch schwieriger als sonst. Zahlreiche frühere Mitarbeiter müssen noch bezahlt werden, dazu kommen bald fällige Darlehen aus der Corona-Zeit sowie der stets drohende Punktabzug, sollte man nicht das Negativkapital reduzieren.
Die wenigen sportlichen Lichtblicke wie Moussa Sylla und Taylan Bulut müssten deshalb verkauft werden. Im Prinzip stehe Baumann damit vor einem kompletten Neuaufbau, weil auch Trainer van Wonderen wohl in der nächsten Saison nicht mehr dabei sein wird – falls Baumann noch vor seinem offiziellen Amtsantritt am 1. Juni 2025 so entscheiden sollte.