Während andere Traditionsklubs wie HSV oder der 1. FC Köln mit klarem Kurs in Richtung Aufstieg blicken, pendelt Schalke zwischen Anspruch und Realität. Auf vereinzelte Lichtblicke folgen bittere Rückschläge – ein durchgehender Rhythmus will sich nicht einstellen. Doch die bloße Tabellenposition greift zu kurz: Ein wirklich präzises Bild der Leistungsfähigkeit von Königsblau entsteht erst, wenn man die Zahlen im Detail beleuchtet und hinter der Fassade der Ergebnisse blickt.
Mit 3,36 Toren im Schnitt (Ligadurchschnitt 2,99) gehörten Schalkes Partien zu den unterhaltsamsten der Liga – zumindest aus der Sicht neutraler Fans. Auch Wettfreunde dürften auf ihre Kosten gekommen sein. Beim Tippen ohne LUGAS konnte man nämlich nicht nur von klassischen Over-Torwetten, sondern auch von Specials wie beide Treffen regelmäßig profitieren. In dieser Kategorie war Königsblau ein echter Geheimtipp – denn in 64% der Ligaspiele zappelte der Ball auf beiden Seiten im Netz. Besonders auffällig war die Tendenz bei Heimspielen: In satten 75% dieser Duelle trafen beide Teams.
Vor diesem Hintergrund überrascht es kaum, dass Schalke zu den defensivschwächsten Teams der Liga zählt. Dies wird beim Anblick der fortschrittlichen xG-Metriken deutlich: Bis zum letzten Spieltag hatte Königsblau fünf Gegentore mehr kassiert, als statistisch zu erwarten gewesen wäre – ein klares Indiz für strukturelle Probleme im Defensivverhalten. Zwar agierte die Offensive effizienter als prognostiziert und erzielte rund drei Treffer mehr als der xG-Wert nahelegte, doch dieser Vorteil konnte die defensiven Defizite nicht ausgleichen. Unter dem Strich bedeutet das: drei Punkte weniger auf dem Konto, als möglich gewesen wären.
Ein genauer Blick auf die ligaweiten Leistungsdaten von Königsblau offenbart ein Team, das statistisch im oberen Mittelfeld mitspielt – und dennoch weit hinter den eigenen Erwartungen zurückbleibt. Im Spielaufbau agiert Königsblau durchaus kontrolliert: Mit einer Passquote von 83,3% belegt man Platz 9, beim durchschnittlichen Ballbesitz von 52% liegt Schalke sogar auf Rang 3. Diese Zahlen deuten auf strukturierten Ballbesitzfußball hin – doch das spiegelt sich nicht in der Torgefahr wider.
Denn offensiv bleibt das Team erstaunlich harmlos: Mit nur 435 Torschüssen und 77 Großchancen reicht es jeweils lediglich für Rang 9. Auch bei Flanken (363) bewegt sich Schalke nur auf Platz 8 – was auf eine gewisse Ideenlosigkeit im Angriffsdrittel schließen lässt. Das Bild: viel Ball, wenig Ertrag.
Defensiv zeigen sich eklatante Schwächen. Besonders alarmierend: Nur 21,8 geklärte Bälle pro Spiel bedeuten Platz 16 – ein deutliches Indiz für fehlende defensive Stabilität. Auch bei den abgefangenen Bällen (8,3 pro Spiel; Platz 10) fällt Schalke ab. Dagegen überzeugt die Mannschaft in direkten Duellen: Mit 3358 gewonnenen Zweikämpfen steht man auf Platz 7, bei den Kopfballduellen sogar auf Platz 3 (674 insgesamt).
Läuferisch zeigt Schalke dagegen ein ordentliches Profil: Zwar reicht es bei der Gesamtlaufleistung nur für Rang 11, doch mit 7526 Sprints (Platz 3) und 22.853 intensiven Läufen (Platz 5) ist die Dynamik vorhanden – allerdings fehlt es zu oft an der Effizienz, um daraus echten sportlichen Mehrwert zu ziehen.
Inmitten einer turbulenten Saison konnten sich beim FC Schalke 04 einige Spieler als klare Leistungsträger profilieren – quer durch alle Mannschaftsteile. In der Offensive sorgte vor allem Moussa Sylla für Furore: Mit 16 Toren in 26 Ligaspielen avancierte der Angreifer zur treffsichersten Option der Königsblauen. Ihm zur Seite steht Kenan Karaman, der mit 13 Treffern und 4 Vorlagen in 28 Einsätzen ebenfalls eine starke Bilanz vorweisen kann. Besonders auffällig: Karaman gab mit 80 Torschüssen die meisten Abschlüsse im Team ab – ein klares Zeichen für seine Präsenz im letzten Drittel.
Im Mittelfeld überzeugt vor allem Ron Schallenberg als laufstarker Stratege. Der zentrale Mittelfeldspieler absolvierte bislang 30 Ligaspiele, brachte 89,71% seiner Pässe an den Mann, legte über 311 Kilometer zurück und gewann beeindruckende 92 Kopfballduelle – Werte, die seine Bedeutung für das Schalker Spiel unterstreichen. Kreativ präsentierte sich Paul Seguin, der mit fünf Assists der beste Vorlagengeber der Mannschaft ist.
In der Defensive sticht besonders Torwart Justin Heekeren hervor: Mit 103 gehaltenen Schüssen (Platz 9 ligaweit) und durchschnittlich 3,7 Paraden pro Partie zeigte er trotz der schwachen Abwehrleistung konstante Leistungen zwischen den Pfosten – ein stabilisierender Faktor in einem sonst oft anfälligen Defensivverbund.