Streit um Hauptsponsor – Schalke 04 und das Gazprom-Problem
Der Krieg Russlands gegen die Ukraine hat enorme Auswirkungen auf Schalke 04. Aufsichtsrat Matthias Warnig, Vertreter des Hauptsponsors „Gazprom“, ist bereits von seinem Posten zurückgetreten. Zudem verzichtet Königsblau auf dem Trikot künftig auf den Schriftzug des Erdgaskonzerns. Doch die finanzielle Abhängigkeit von dem russischen Staatsunternehmen ist weiterhin groß.
Seit 2007 ist „Gazprom“ Partner des Revierklubs. Initiiert hat den Deal seinerzeit der langjährige Aufsichtsrats-Chef Clemens Tönnies, der im Sommer 2020 sein Amt niederlegte. Tönnies verfügte über gute Verbindungen in den Kreml, speziell zum russischen Präsidenten Waldimir Putin. Beide posierten gemeinsam mit einem Schalke-Trikot für die Fotografen.
Als Schalke 04 noch in der Champions League spielte, brachte die Kooperation dem Verein bis zu 30 Millionen Euro ein. Selbst in der 2. Liga erhalten die Knappen noch zwischen acht und zehn Millionen Euro im Jahr. Sollte der Verein in das Oberhaus zurückkehren, würde sich der Betrag verdoppeln.
Wie „Sport1“ berichtete, hätte Schalke bei einem direkten Wiederaufstieg Anspruch auf einen Bonus von fünf Millionen Euro. Für jedes weitere Jahr in der 2. Bundesliga würde sich diese Prämie jedoch reduzieren. „Gazprom“ und der Revierklub hatten ihre Zusammenarbeit erst im vergangenen Jahr verlängert. Die Vereinbarung war auf mindestens drei Jahre angelegt – bei Aufstieg in die Bundesliga sogar auf vier.
Verbindlichkeiten von mehr als 200 Millionen Euro
Für die Saison 2021/22 hat der russische Energiekonzern den fälligen Betrag bereits überwiesen. Der Verein ist auf die Einnahmen angewiesen, denn ihn plagen Verbindlichkeiten von mehr als 200 Millionen Euro. Teure Altverträge mit Leihspielern wie Amine Harit (zu Olympique Marseille) und Ozan Kabak (zu Norwich City) belasten das Budget. So entstand im ersten Halbjahr 2021 ein Fehlbetrag von 21 Millionen Euro.
Zwar profitierte Schalke 04 direkt von der Zusammenarbeit mit „Gazprom“. Allerdings gehen Experten, wie der Sport-Marketing-Spezialist Raphael Brinkert, davon aus, dass es dafür in vielen anderen Bereichen zu Mindereinnahmen gekommen sei. Bei „Sport1“ nannte er „Merchandising, Hospitality, Sponsoring und PR“. Der Betrag liege demnach bei zwei bis drei Millionen Euro.