Vom Flop zum „Unantastbaren“: Das ist Schalkes Schlüsselspieler

Einst als Deadline-Day-Notlösung belächelt, heute absoluter Leader: Schalkes Trainer Miron Muslic schwärmt von seinem „unantastbaren“ Profi.
Auf der Pressekonferenz am Mittwoch vor dem Auswärtsspiel bei Fortuna Düsseldorf wählte Miron Muslic Worte, die man in dieser Deutlichkeit selten von einem Trainer hört. Kenan Karaman, 2022 noch als Not-Transfer verspottet, ist für den Schalke-Coach inzwischen viel mehr als nur ein wichtiger Spieler. Gefragt nach der Rolle seines Kapitäns, lächelte Muslic erst, dann legte er los: „Wenn ich über Kenan spreche, komme ich aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. Weil das einfach ein Parade-Kapitän ist. Das ist ein Kapitän, den sich Schalke wünschen kann.“
Der Trainer des Tabellenführers lobte vor allem die Hingabe des 31-Jährigen: „Kenan macht das in den letzten sechs Monaten, was ein Leader, ein Führungsspieler, ein charakterstarker Spieler macht: sich nämlich in den Dienst der Mannschaft zu stellen, in den Dienst des Vereins.“
Sinnbildlich dafür sei seine Defensivarbeit für die Mannschaft und die Art und Weise, wie er seinen Partner Vitalie Becker auf der linken Seite unterstütze: „Wenn ich jede Defensivaktion von Vitalie stoppe, dann sehe ich im Fünf-Meter-Umkreis Kenan Karaman, weil er nach hinten schließt, weil er supportet. Das ist nicht egoistisch. Das ist Denken im Kollektiv.“
Sein Fazit: „Deswegen ist Kenan unantastbar.“
Die Metamorphose des Kenan Karaman
Karaman verpasste in dieser Saison nur den Auftakt gegen Hertha BSC, da er nach Verletzung in der Vorbereitung noch nicht spielfit war. Seit Spieltag drei stand er jede Partie in der Startelf und spielte immer über 90 Minuten. In 13 Einsätzen erzielte er fünf Tore und bereitete zwei weitere vor; dazu gehören zuletzt ein sehenswertes Tor sowie die Vorlage zum Siegtreffer gegen Paderborn.
Mit sieben Torbeteiligungen ist er einmal mehr Schalkes Lebensversicherung und das hatte sich bei seinem Wechsel nicht unbedingt angedeutet. 2022 kam Karaman als belächelter Deadline-Day-Transfer von Besiktas Istanbul, wo ihn Fans sarkastisch als „GOAT“ verspottet hatten. Doch sein Derbytor gegen Dortmund wurde zum Wendepunkt. Aus dem blassen Neuzugang wurde ein Führungsspieler der heute einer der besten Spieler der 2. Liga ist.
Auch neben dem Platz gilt Karaman als Wortführer, nicht zuletzt wegen seiner viralen Kabinenansprachen aus der vergangenen Saison. Er vollzog eine Entwicklung zum Leader, die dem stillen und besonnenen Offensivkünstler anfangs kaum jemand zugetraut hätte. Karaman ist nicht nur Schalkes Kapitän, er ist auch Symbol dafür, wie aus einem vermeintlichen Flop ein unverzichtbarer Anführer werden kann.