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Ein Neuer mit klaren Ideen: Schalke-Trainer Miron Muslic im Porträt

Miron Muslic
Foto: IMAGO

Schalke 04 hat turbulente Jahre hinter sich – sportlich, strukturell und emotional. Mit Miron Muslic steht nun ein Trainer an der Seitenlinie, der nicht nur für klare Spielideen, sondern auch für leidenschaftlichen Fußball steht. Für viele Königsblaue mag der Name zunächst unbekannt sein, doch der Österreicher bosnischer Herkunft bringt frischen Wind und einen Plan mit.


Vom Unterhaus zum Profifußball

Miron Muslic wurde 1982 in Bosnien geboren und wuchs in Österreich auf. Bereits mit zwölf Jahren schloss er sich der Jugend von Wacker Innsbruck an. Sein Debüt im Seniorenfußball gab er im Jahr 2000 beim SV Wörgl in der zweiten Liga – als quirliger Stürmer mit Zug zum Tor. Nach Stationen in der Regionalliga West kam sein Durchbruch 2006 beim SV Hall, wo er mit 21 Treffern in 29 Spielen auf sich aufmerksam machte. Die Belohnung folgte prompt: ein Vertrag beim Bundesligisten SV Ried. Doch der Höhenflug blieb aus – nur vier Einsätze, dann ging es weiter zum SV Gmunden in die dritte Liga. Zwischen 2008 und 2015 tingelte Muslic durch unterklassige Teams, ehe er seine aktive Laufbahn bei der Amateurmannschaft von Ried im Jahr 2017 beendete.

Bereits während der letzten Jahre als Spieler arbeitete er sich in den Trainerstab von SV Ried ein. Nach ersten Erfahrungen als Assistent und Coach der zweiten Mannschaft übernahm er im August 2020 den FAC Wien in der zweiten Liga. Sein Engagement währte nur kurz: Nach 16 Spielen wechselte er zum SV Ried – diesmal als Cheftrainer. Doch das Comeback geriet zur Katastrophe: Kein einziger Sieg aus zehn Spielen bedeutete das rasche Aus. Ein Rückschlag, der für viele das Ende bedeutet hätte – für Muslic jedoch der Anfang einer spannenden Reise.

Durchbruch in Belgien, Achtungserfolge in England

Nach seinem missglückten Intermezzo in Österreich zog es Muslic ins Ausland. Als Assistent bei Cercle Brugge sammelte er neue Erfahrungen – und wurde im September 2022 befördert. Inmitten des Abstiegskampfs übernahm er das belgische Team und führte es auf einen starken sechsten Tabellenplatz. Trotz namhafter Abgänge – darunter Top-Torjäger Ayase Ueda – setzte Muslic auch in der Folgesaison Akzente: Cercle Brugge erreichte erstmals seit 14 Jahren wieder den europäischen Wettbewerb und beendete die Saison 2023/24 sensationell als Vierter. Dennoch wurde er im Dezember entlassen – ein Ergebnis schlechter Resultate zu Saisonbeginn.

Nur einen Monat später heuerte er beim englischen Zweitligisten Plymouth Argyle an, als Nachfolger von Wayne Rooney. Die Mannschaft steckte tief im Abstiegssumpf, doch Muslic brachte Struktur und Energie ins Spiel. Zwar konnte er den Abstieg letztlich nicht verhindern, doch sein größter Erfolg kam im Pokal: In der vierten Runde des FA Cups bezwang Plymouth sensationell den FC Liverpool. Auch gegen Manchester City in Runde fünf spielte sein Team mutig auf – und verabschiedete sich mit Anstand aus dem Wettbewerb.

Pressing, Tempo, Teamgeist

Muslic steht für modernen, aktiven Fußball. Seine bevorzugten Formationen – meist ein 3-4-3 oder 4-2-3-1 – ermöglichen aggressives Pressing im vorderen Drittel, schnelles Umschalten und maximale Laufintensität. Der Trainer verlangt von seinen Spielern nicht nur taktische Disziplin, sondern auch maximale Emotionalität. Ob Dreier- oder Viererkette: Muslic passt das System flexibel an den Gegner an. Was jedoch konstant bleibt, ist sein hoher Anspruch an das Spiel gegen den Ball – kein Raum für Passivität, keine Geduld für Standfußball.

Dieser offensive Stil bringt nicht nur Spektakel, sondern auch viele Tore. Das beste Beispiel: Während seiner Zeit bei Plymouth endeten 15 seiner 23 Pflichtspiele mit mindestens drei Treffern. Für Wettfreunde dürfte das auch in Gelsenkirchen spannend werden – wer sich mit dem Thema Wettanbieter ohne deutsche Lizenz im Test beschäftigt, dürfte bei Schalkes künftigen Offensiv-Partien gut beraten sein, öfter mal auf „Über 2,5 Tore“ zu tippen. Kurzum: Muslic steht für Fußball, der mitreißen will – und das wird man auf Schalke spüren.

Jetzt auf Schalke: Risiko mit Charisma

Nach Jahren der Unruhe sucht Schalke Stabilität – und mit Miron Muslic auch wieder eine klare sportliche Identität. Zwar bringt der 42-Jährige keine Deutschland-Erfahrung mit, doch sein klarer Führungsstil, seine Energie und seine Spielidee machen ihn zu einem Hoffnungsträger. Muslic ist kein Lautsprecher, sondern ein Überzeugungstäter. Natürlich bleibt ein Restrisiko: Er war bislang nie langfristig erfolgreich. Doch gerade seine Unvoreingenommenheit und Fokussierung aufs Sportliche könnten in Gelsenkirchen zum Vorteil werden. Schalke darf also hoffen – auf frische Ideen und einen mutigen Neuanfang.