Simon Terodde
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Nach nur einer Saison in der 2. Bundesliga ist der FC Schalke 04 wieder in das Fußball-Oberhaus zurückgekehrt. Der „Betriebsunfall“ Abstieg wurde innerhalb eines Jahres repariert. Lange Zeit sah es nicht danach aus, als sollte dem Revierklub in der Spielzeit 2021/22 tatsächlich der direkte Wiederaufstieg gelingen. Nach 16 Runden lag Königsblau lediglich auf dem 8. Platz – mit neun Punkten Rückstand auf Tabellenführer FC St. Pauli.

Die Wende kam am 26. Spieltag. Nach der Entlassung von Cheftrainer Dimitrios Grammozis übernahm das Schalker Ur-Gestein Mike Büskens die Verantwortung auf der Trainerbank. Anschließend gewann Schalke 04 acht der neun verbliebenen Begegnungen. Lediglich gegen Mit-Aufsteiger Werder Bremen gab es eine Niederlage. Ideale Voraussetzungen, um einen Wettbonus einzusetzen. Doch nun ist Büskens wieder in das zweite Glied zurückgekehrt. Wer sein Nachfolger ist, steht noch nicht fest. Welche Rolle kann Schalke in der Bundesliga spielen?

Schalkes Sportdirektor Rouven Schröder hat derzeit beide Hände voll zu tun. Er ist auf der Suche nach finanzierbaren Verstärkungen. Leihspieler, die vergangene Saison überzeugt haben, wie der japanische Abwehrspieler Ko Itakura, sollen im Verein bleiben. Doch auch hier spielt das Geld die entscheidende Rolle. Noch stehen bei S04 teure Transfer-Flops wie Amine Harit, Ozan Kabak und Hamza Mendyl auf der Gehaltsliste, die in der vergangenen Saison an andere Klubs verliehen waren. Sollte sich kein Abnehmer finden, stünden sie im Sommer wieder im Schalker Kader und würden ihr üppiges Jahresgehalt von mehr als drei Millionen Euro einstreichen.

Königsblau plant in der Bundesliga mit Personalkosten von rund 37 Millionen Euro. Gegenüber den 20 Millionen Euro aus Zweitligazeiten fast eine Verdoppelung. Verglichen mit dem Jahr des Abstiegs, als S04 noch gut 80 Millionen Euro aufwendete, jedoch eine erhebliche Reduzierung. Das zeigt die finanziellen Zwänge, denen Schröder bei der Zusammenstellung der Mannschaft unterworfen ist.

Mit Thomas Ouwejan und Rodrigo Zalazar hat Königsblau bereits zwei Leihgaben der abgelaufenen Saison fest verpflichtet. Beide präsentierten sich in der 2. Bundesliga als absolute Leistungsträger. Ob sie sich aber auch eine Klasse weiter oben durchsetzen, muss sich erst noch zeigen. Dies gilt für nahezu alle Profis von S04 mit keiner oder nur wenig Erstligaerfahrung.

Sportdirektor Schröder fordert aufgrund der Unwägbarkeiten zu Demut und Realismus auf. Ziel dürfe allein der Klassenerhalt sein. Um den zu erreichen, benötigt der Revierklub ausreichend Qualität in der Mannschaft, die jedoch ihren Preis hat. Eine Zwickmühle für die Vereinsverantwortlichen. Erst wenn sie diese aufgelöst bekommen, lässt sich sagen, welche Rolle Schalke in der Bundesliga spielen wird.