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Frank Baumann wird 50: „Herausforderung Schalke 04 reizt mich bis heute“

Frank Baumann
Foto: IMAGO

Vor wenigen Tagen beging Schalkes Sportvorstand Frank Baumann seinen 50. Geburtstag. Statt das Leben zu genießen, nachdem er nach langen Jahren als Werder-Sportchef 202x ausgeschieden war, stürzte er sich in die nächste, keineswegs einfache Aufgabe, die da heißt: Schalke 04 sportlich auf Vordermann zu bringen. Was er dabei bislang erlebte und wie seine gegenwärtigen Ziele aussehen, verrät Baumann im Interview mit der der Werder-nahen Deichstube.


Tatsächlich überraschte Baumanns Wahl des FC Schalke 04 als seine neue Station im Profifußball nicht wenige Beobachter. Der als sachlich und nüchtern geltende Franke, am 29. Oktober 1975 in Würzburg geboren, wollte ausgerechnet zum wahrscheinlich emotionalsten Standort im deutschen Fußball wechseln? Anders gesagt: Zu einem Club, wie es die Deichstube formuliert, bei dem „Chaos und Skandale“ an der Tagesordnung sind? Welche wiederum oft in Aktionismus münden?

Doch diese vielleicht größtmögliche Herausforderung, die man aktuell annehmen konnte, stellte genau das für Frank Baumann dar: eine Herausforderung und zwar eine willkommene. Doch habe er sich nicht aus dem Bauch heraus für Schalke 04 entschieden. Zuvor habe er eine Abwägung vorgenommen, ob und wo angesichts der Ausgangslage Entwicklungspotenziale vorhanden sind. Und diese Prüfung habe der Revierclub bestanden.

Frank Baumann und Miron Muslic
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Entscheidung für Muslic war gut vorbereitet

Typisch sei diese Vorgehensweise für Baumann, urteilt die Deichstube, denn dieser sei „beileibe kein Hasardeur“. Bei seiner Karriereplanung habe er immer das kalkulierbare Risiko im Blick gehabt.

Schon mit seinem Wechsel 1999 vom 1. FC Nürnberg zu Werder Bremen habe er eine für sich passende Wahl getroffen. Als er später erst im zweiten Glied und ab 2015 als Sportchef ins operative Geschäft der Hanseaten wechselte, sei auch das lohnenswert für alle Beteiligten gewesen. Selbst nach dem Abstieg 2022 blieb er, zeigte damit Charakter.

Auf Schalke setzt er seine gute Arbeit fort, die u. a. in der Verpflichtung des bis zum Zeitpunkt des Gesprächs – vor dem Pokalduell in Darmstadt – noch zu Recht als Erfolgstrainer bezeichneten Miron Muslic mündete. Auch diese Entscheidung habe Baumann geflissentlich vorbereitet, einige weitere Kandidaten ebenfalls durchleuchtet, gibt er Einblick in seine offenbar unverändert nüchterne Arbeitsweise.

Verändert hat sich allerdings die Art von Fußball, die Frank Baumann vorschwebt. War es bei Werder oft noch das Spektakel auf dem Rasen, das explizit erwünscht war, setzt er jetzt auf Fußball, den er wortreich so charakterisiert: „harte Arbeit und Maloche, Leidenschaft und Einsatz, intensiv, zielstrebig und mutig“.

Noch bleibe allerdings abzuwarten, ob gemäß des bekannten Bonmots von Rudi Assauer der gerade 50 gewordene Baumann Schalke schafft – oder ob Schalke ihn schafft.