„Ein brutal emotionaler Verein“: Ex-Keeper Timo Hildebrand erinnert sich an seine Jahre auf Schalke
Er ist bis heute der Torhüter, der in der Bundesliga am längsten ohne Gegentreffer blieb: 884 Minuten in Serie hielt Timo Hildebrand (45) zwischen Mai und Oktober 2003 seinen Kasten sauber. Auf den Monat genau acht Jahre später verpflichtete der FC Schalke 04 den Schlussmann. Drei Saisons blieb er bei den Königsblauen – eine aufregende Zeit.
Insgesamt 58 Spiele bestritt Hildebrand für den Revierklub. Er wurde verpflichtet, da sich Ralf Fährmann (35) einen Innenbandabriss im linken Knie sowie einen Einriss des vorderen Kreuzbandes zugezogen hatte. Zu jenem Zeitpunkt war der gebürtige Wormser ohne Verein und hielt sich bei Eintracht Frankfurt fit. „Es wäre ein zu großes Risiko gewesen, mit Lars Unnerstall und Mathias Schober über einen längeren Zeitraum nur zwei Torhüter im Kader zu haben“, begründete der damalige Manager Horst Heldt (54) die Verpflichtung Hildebrands.
Gegenüber Absolut Fußball erinnert sich der Keeper an seine Jahre auf Schalke: „Es war ein großes Auf und Ab, ich habe angefangen unter Huub Stevens bei den Profis, habe aber zum Einstieg in der Regionalliga gespielt, war dann von Nummer 1 bis Nummer 3 alles.“ Hildebrand lief für die Knappen sogar 14-mal im Europapokal auf. Er stand im Achtelfinale der Champions League 2012/13 gegen Galatasaray Istanbul zwischen den Pfosten. S04 schied nach einem 1:1 in der Türkei durch ein 2:3 in der heimischen Veltins-Arena unglücklich aus. In der Schlussphase spielte nur der Gastgeber, kassierte aber in der fünften Minute der Nachspielzeit durch Umut Bulut (41) den endgültigen K.o.
„Von früher kann man sich nichts kaufen“
„Ich war dankbar, dass ich nochmal Champions League spielen durfte“, erzählt Hildebrand mehr als zwei Jahrzehnte nach dem Duell mit Galatasaray. Er vergleicht das Spitzenteam von damals mit der Elf von heute: „Wenn man überlegt, wo Schalke heute steht und wer damals noch auf Schalke gespielt hat – Raúl, Jefferson Farfán, Julian Draxler – das ist schon eine andere Zeit gewesen.“ Doch Hildebrand weiß auch: „Von früher kann man sich nichts kaufen.“
Langeweile kam bei Königsblau aber auch in jenen (erfolgreichen) Tagen nicht auf. „Es ist ein brutal emotionaler Verein, auch chaotisch“, urteilt Hildebrand. Der siebenmalige Nationalspieler hofft, dass Traditionsvereine wie der Hamburger SV und Schalke 04 „wieder hochkommen“. Mit dieser Meinung steht er wohl nicht alleine.